Text zur Ausstellung „The same procedure“ (2018 im FANG Studio, Leipzig)
von Katrin Klietsch
Finsternis ist überall. Die Nacht birgt keinen Schlaf, die Insel keine Zuflucht. Nebelschleier umhüllen mystische Orte. Der aufgewühlte Himmel überspannt dystopische Landschaften und zurück bleiben gemalte Atmosphären zwischen Albtraum und surrealer Vision. Das Grauen schleicht sich durch die Hintertür. Du selbst hast sie einen Spalt offen gelassen.
Inmitten verlassener Interieurs einer abgegriffenen heilen Welt, überlagern sich beklemmende Sphären aus Erinnerung, Traum und Unterbewusstsein. Arrangiert auf verwaisten Bühnen, deren rot-samtener Vorhang längst gefallen ist, zeugen Sinnbilder fragwürdiger Moral, Schätze überkommener Wertvorstellungen und Reliquien vermeintlicher Spiritualität von den einstigen Akteuren der kruden Szenerien.
Sebastian Gahntz erschafft Bilder jenseits seiner Malereien. Detailreich komponiert und symbolträchtig ausstaffiert, verdichten sich Materialität und Zeichenhaftigkeit zu vielschichtigen Welten. Die intensive Farbigkeit, mal grell kontrastiert, mal grotesk düster, sowie die teils dramatische Lichtregie verleihen den Arbeiten ihre charakteristisch impulsive Lebendigkeit.
Wenn der alltägliche Wahnsinn Zuflucht sucht, im Behüteten und Beschützten, im Vertrauten und Verborgenen, im Heimlichen und Unheimlichen, dann schaut Sebastian Gahntz durchs Schlüsselloch. Entgrenzte Vernetzung hilft uns beim Bezwingen von Zeit und Raum, und beim Erschaffen einer Welt, deren schönste Illusion von Freiheit und Selbstbestimmung singt. In dieser Inszenierung sind wir Opfer und Täter, vielleicht auch Retter in Einem. Dabei erscheint diese Ansammlung sarkastisch, zynischer Bestandsaufnahmen nur dem desolat und morbide, dem das spitzbübisch Augenzwinkernde entgeht.
Sebastian Gahntz (*1977) lebt und arbeitet seit 2006 in Leipzig. Sein Studium der Malerei und Grafik an der Kunstakademie in Karlsruhe schloss er 2003 als Meister ab. Seitdem begleiten zahlreichen Einzel- sowie Gruppenausstellungen sein Schaffen.